Serbische Roma-Familie aus Karlsruhe abgeschoben

Der Vater von B. (von uns betreute Familie aus Köngen) mit Frau und 6 Kindern im Alter von 2 Monaten bis 14 Jahren, wurden heute morgen abgeschoben, obwohl sie die freiwillige Ausreise unterschrieben hatten.

Die Familie aus Köngen und ich waren am Samstag noch zum Abschied dort zu Besuch. Da zeigten sie mir das orangene Papier, auf dem das Datum zur Ausreise stand: 30.05.2017 um 7:45 Uhr. An diesem Datum sollten sie die Fahrkarten und Pässe holen kommen, um mit dem Bus nach Serbien zu fahren. Sie hatten ihre Koffer fertig gepackt, nachdem sie von uns noch Kleidung für das Baby, für die Kinder und ein wenig für sich bekamen. Der Termin gestern fand dann aber nicht statt und die Mutter hatte wohl zum fünften Mal der Dame vom LRA gesagt, dass sie bitte nicht von der Polizei geholt werden wollen, damit die Kinder den Stress nicht erleben müssen. Sie wurde getröstet, dass das nicht passiert, sie hätten ja unterschrieben.
Heute am 31.05. standen um 4:00 Uhr morgens plötzlich 5 Polizisten im Zimmer. Sie hatten nur 5 Minuten Zeit um unten am Minibus zu sein. (5 Minuten bei 6 Kindern!) Die zwei kleineren Kinder weinten und hatten Angst. Die Mutter konnte gerade noch das Baby anziehen, die kleineren Kinder sind in kurzer Hose und T-Shirt, so wie sie geschlafen hatten, runter gegangen. Sie durften keinen einzigen Koffer mitnehmen, nichts zu essen, den Rucksack mit den gebrachten Babykleidern konnte die Mutter erbetteln mitnehmen zu dürfen und sie nahm die Thermoskanne mit dem warmen Wasser von der Nacht und Babynahrung mit.
Die Pampers waren im Koffer und blieben im Zimmer. Um 8:00 Uhr waren sie am Flughafen Baden Baden, um 11:00 Uhr flogen sie ab. Sie bekamen nichts zu essen, die Kinder hatten Hunger und froren. Am Flughafen wurde die Thermoskanne mit warmem Wasser weggeworfen, so dass sie nicht mal Nahrung für das Baby machen konnte, das Hunger hatte und weinte. Sie konnte ohne Pampers die Kleine auch nicht wickeln. Sie wurden behandelt wie Schwerverbrecher. Außerdem bekamen sie ihre Pässe nicht und - für die Mutter am schlimmsten - auch nicht die Geburtsurkunde des Babys.
Nun sind sie vorerst bei der Schwester von der Mutter in Velika Plana untergekommen, wo schon 13 Personen beengt wohnen und nun noch diese Familie mit 8 Personen dazu kommt. Sie haben ansonsten keine Bleibe. Sie haben nur die Kleidung die sie am Leib tragen. In Serbien mussten sie gleich von dem kleinen Geldbetrag den wir ihnen für den Start gegeben hatten Pullover für die Kinder kaufen, weil ihnen kalt war. Vom LRA erhielten sie keine Unterstützung mehr.

Genauso tragisch wie die brutale Abschiebung der kosovo-albanischen Familie hier mit ihren 3 Kindern, wo der Vater sogar in Handschellen abgeführt wurde weil er zu sagen wagte, dass sie für die Kinder Kleidung brauchen und mitnehmen möchten (es war noch richtig kalt).

Marion Nau
Sprecherin Flüchtlingshilfe K4
Sprecherin Gruppe Beschäftigung
Delegierte in NFANT Netzwerk Flüchtlingsarbeit Nürtingen www.nfant.de
Arbeitskreis Sinti/Roma und Kirchen Baden-Württemberg http://tinyurl.com/ak-sinti-roma-und-kirchen-bw

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