Viernheim: Spendenaufruf für abgeschobene Familie

Am 9. November wurde ein sechsköpfige mazedonische Roma-Familie (Eltern mit vier Kindern zwischen zwei und zehn Jahren) aus Viernheim (Kreis Bergstraße) abgeschoben.
Die Familie hat in Mazedonien nicht im Elend gelebt. Sie hatten ein eigenes Haus, das sie verkauft haben, um ihre Flucht zu finanzieren. Sie sind geflohen, weil sie über einen längeren Zeitraum massive rassistische Gewalt erfahren haben, inklusive den Kindern, die mit blutenden Wunden nach Hause gekommen sind. Die dortige Polizei wollte ihnen nicht helfen. Sie haben mehrere Jahre in einem "wilden Flüchtlingslager" in Italien gelebt. Die jüngste Tochter wurde dort geboren.
Die älteren Kinder waren in der Schule. Der Vater hatte eine Arbeitsstelle als Bauarbeiter angeboten bekommen, aber keine Arbeitserlaubnis bekommen. Man will ja nicht, dass diese Leute auf solchem Wege eine Bleibeperspektive erhalten. Die Schulklasse der ältesten Tochter hatte erst kürzlich einen Brief geschrieben, um darum zu bitten, ihre Freundin nicht abzuschieben. Jetzt war es die Klassenlehrerin, die mich am morgen des 9. November anrief, um mitzuteilen, was passiert ist.
Die Mutter ist durch ihre Erfahrungen schwer traumatisiert, leidet an Depressionen, PTSB und hat sich selbst Verletzungen zugefügt. Ihr Hausarzt hatte ihr bescheinigt, das sie nicht reisefähig ist. Doch das reicht nach den Gesetzesänderungen im Asylpaket II nicht mehr aus, es braucht ein fachärztliches Gutachten. Dieses hätte sie von dem Psychotherapeuten bekommen können, bei dem sie am 2. Dezember einen Termin hatte. Doch dazu wird es nicht mehr kommen. Angesichts der akuten Abschiebegefahr waren wir gerade dabei, eine Eingabe an den Petitionsausschuss des Landtages vorzubereiten. Diese hätte eine aufschiebende Wirkung in Bezug auf die Abschiebung gehabt, so dass die Betroffenen wenigstens lange genug hätten bleiben können, um den Termin am 2. Dezember wahrzunehmen. Noch am Abend vor der Abschiebung hatten wir über Whatsapp miteinander geschrieben bezüglich der dafür nötigen Daten und Dokumente. Und jetzt sind sie weg. Zurückgeschickt ins absolute nichts, ins Elend, in den kalten Winter in einem Land, wo sie nicht mal einen Dach über den Kopf haben. Ihr Geld wurde ihnen von der Polizei abgenommen - ein übliches Prozedere bei Abschiebungen.

Ich stehe weiterhin mit ihnen in Kontakt und es gibt (den Umständen entsprechend) gute Neuigkeiten. Ich habe jemanden gefunden, der sie vor Ort aufsucht. Er hat ihnen Essen, Kleidung und Geld gegeben und mit ihnen gesprochen. Ich habe ihnen Geld geschickt, damit sie als vorübergehende Notlösung erstmal für einen Monat ein Zimmer mieten können. Das ist natürlich auf Dauer nix für so eine große Familie, aber zumindest sitzen sie nicht auf der Straße.
Jetzt wird ein Spendenaufruf gestartet, mit dem Ziel, ihnen eine feste Bleibe zu ermöglichen, damit sie nicht das Damoklesschwert der Obdachlosigkeit über ihren Köpfen haben und sich ganz darauf konzentrieren können, sich zu erholen, wieder zu Ruhe zu kommen und zu versuchen, ihr Leben halbwegs wieder auf die Reihe zu bekommen. Das wird ohnehin schon schwer genug.
Dankenswerterweise hat sich das Katholische Sozialzentrum Viernheim bereiterklärt, ein Spendenkonto zur Verfügung zu stellen. Eigentlich wollte ich auch ein Online-Crowdfunding einrichten, aber das geht leider nicht, weil betterplace.org keine Sammlungen von Körperschaften des Öffentlichen Rechts erlaubt. Vielleicht kennt jemand eine Alternative wo man das ohne allzugroßen bürokratischen Aufwand einrichten könnte?


In der Zwischenzeit kann auf folgendes Konto gespendet werden:

Katholisches Sozialzentrum Viern­heim

Sparkasse Starkenburg

IBAN DE68 5095 1469 0013 3892 13

Verwendungszweck: Starthilfe Mazedonien

(Das Stichwort im Verwendungszweck ist sehr wichtig, damit die Spende richtig zugeordnet werden kann)

Vielen Dank für eure Hilfe!
Seán McGinley
Refugees Welcome Viernheim

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